Yoshihiro Tatsumi ist einer der wichtigsten Comiczeichner Japans nach dem Zweiten Weltkrieg. Von ihm stammt der berühmte Gekiga-Stil, mit dem die Comics für Erwachsene einen neuen Aufschwung und eine neue Ästhetik bekamen. Und seit letztem Jahr gibt es einen wundervollen Film über sein Leben – in seinem Zeichenstil.
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Tatsumi brachte 2009 seine Biografie „Gegen den Strom“ heraus, ein 840 Seiten langes, gezeichnetes Werk aus Kurzgeschichten, das Eric Khoo so sehr berührte, dass er daraus einen Animationsfilm machte. Das Resultat ist ein Muss für alle Otaku!
Tatsumi und der Gekiga-Stil
Gekiga heißt eigentlich nichts anderes als „dramatische Bilder“, und das ist auch das, was Tatsumi in den 1960er Jahren schuf – dramatische, traurige Bilder für Erwachsene, abseits von dem an Disney erinnernden Mainstream-Manga der damaligen Zeit. Dabei stellte Tatsumi immer seine Umgebung dar: Armen Menschen, die traurig und wütend sind, weil der wirtschaftliche Aufschwung Japans sie vergessen hat.
Mittlerweile steht der Begriff Gekiga bloß noch für „Mangas für Erwachsene“, sprich Mangas mit gewalttätigem und/oder erotischem Inhalt. Das findet Tatsumi schade, war doch die ursprüngliche Idee, mit Gekiga Erzählungen zu schaffen, die tiefsinnig und doch alltäglich sind. Sie sollten sich zwar immer an Erwachsene richten, aber es ginge nicht um Sex oder Gewalt, sondern um das wahre Leben.
Eric Khoo und sein Tatsumi-Film
Diese Meinung von Tatsumi hat Eric Khoo beherzigt, als er den wundervollen Animationsfilm über das Leben von Tatsumi schuf. Angelehnt an Tatsumis Ästhetik und fünf der Kurzgeschichten aus seiner Autobiografie, hat der indonesische Regisseur einen Film geschaffen, der dem Comiczeichner ein verdientes Denkmal setzt und gleichzeitig viel Landeskunde über Japan preisgibt.
Dabei beschreibt Khoo die Lebensgeschichte Tatsumis, um, wie er sagt, neugierig auf den Künstler zu machen. Tatsumi war so begeistert, dass er seine eigene Stimme selbst eingesprochen und bei der Produktion des Films aktiv mitgewirkt hat. Und das Resultat ist Tatsumi auf der Leinwand: Ein berührender, wichtiger und unbedingt sehenswerter Film für alle, die sich für Mangas interessieren – und alle anderen.