Das japanische Schriftsystem ist einer der größten Hürden für das Erlernen der japanischen Sprache. Gerade Anfänger stolpern über die Silbenschriften und sehen in den Kanji nur Hieroglyphen (und haben damit nicht mal ganz unrecht). Da ich mittlerweile eine ziemlich große Bilbiothek an Hilfsmitteln und Nachschlagewerken mein Eigen nenne, möchte ich mal zum Wohle aller daran machen, diese nacheinader vorzustellen.
Bevor man sich an’s Kanji-Pauken oder Schreibübungen macht, sollte man erst einmal verstehen, womit man es hier eigentlich zu tun hat. Das japanische Schriftsystem funktioniert völlig anders als das unsere und so lang man nicht die Grundprinzipien durchschaut hat, müht man sich vergeblich ab. (Ich hatte hier mal eine kleine Einführung in die Kanji und Kana gegeben, aber das ist eher für die, die es gar nicht so genau wissen wollen.) Das Handbuch von Langenscheidt bietet dabei eine gute und wissenschaftliche Einführung in die Thematik, ohne unnötige Unnötige Ausflüge in die Untiefen der Linguistik. Nicht zu Unrecht steht dieses Werk wohl für die meisten Japanologiestudenten im deutschsprachigen Raum am Anfang ihres Leidensweges.
Zu Beginn wird erklärt, wie das Japanische in lateinische Buchstaben übertragen werden kann, woraufhin eine 30-seitige Erklärung der Kana, also Hiragana und Katakana (Entstehung, Anordnung/Reihenfolge, Rechtschreibung und Verwendung) gegeben. Besonders nützlich sind die Anmerkungen zur japanischen Zeichensetzung, d.h. eine relativ genaue Erklärung der Satzzeichen, die sich natürlich auch von unseren unterscheiden. Die Kana werden hier relativ zügig abgefrühstückt, wer noch einiger Zusatzerklärungen bedarf, muss auf andere Werke zurückgreifen (z.B. Die Kana lernen und behalten von J.W. Heisig – hier werden den Kana frei erfundene Erklärungen beigefügt, die beim Lernen helfen sollen. Was bei Kanji umstritten ist, ist bei den an sich völlig bedeutungslosen Kana kein Problem – wem sowas hilft, der soll zugreifen). Weiterführende Erklärungen (Hentaigana, historische Entwicklung und co.) sucht man hier natürlich vergebens, denn es handelt sich um ein für Anfänger konzpiertes Werk.
Zum Hauptteil: Die Kanji erhielten nicht nur eine Einführung (Geschichte, Aufbau, Lesung, Schreibweise), sondern werden auch einzeln vorgestellt. Zunächst gibt es eine Liste der einzelnen Radikale („Kanji-Bausteine“) mit Erklärungsversuch (wissenschaftlich belegte!, keine Erfindungen wir bei Heisig) in mehrfacher Ausführung. Darauf folgen alle 1945 Jôyô Kanji, d.h. die für den allgemeinen Gebrauch notwendingen Kanji, die auch den Stundenplan japanischer Kinder und Jugendlichen bestimmen. Neben einer großen und gut lesbaren Abbildung des jeweiligen Kanji befinden sich diverse Angaben (Radikal-Nummer, Fundstelle im Nelson und im Spahn/Hadamitzky, einzelne Grapheme, Varianten). Die Strichreihenfolge ist ebenso angegeben, wie die japanischen und sino-japanischen Lesungen. Praktischerweise werden jeweils einige Beispielwörter angeben, in denen das Kanji vorkommt. Enthält dieses Wort noch weitere Kanji, steht daneben die fortlaufende Nummer dieser. Die Direktsuche einzelner Kanji ist über einen Lesungs- und Radikalindices möglich.
Natürlich hat das Handbuch auch eine Reihe Nachteile. Da kein Deutsch-Japanisch Index angefügt wurde (zumindest in meiner Ausgabe), eignet es sich nicht wirklich als Wörterbuch – auch der zweite Band, der eigens als Wörterbuch konzipiert wurde, macht es ob der Beschränkung auf Wörter mit Jôyô Kanji nicht besser. Die Zuordnung bestimmter Radikale widerspricht teilweise der von japanischer Seite anerkannten (was übrigens nicht unbedingt bedeutet, dass sie falsch oder weniger sinnvoll ist) und auch die Reihenfolge der Kanji scheint verhältnismäßig wilkürlich nach dem Leitprinzip „Einfaches nach vorn“. Schön wäre eine Anordnung nach dem offiziellen Kanji Test KanKen oder nach dem JLPT – zumindest eine Kennzeichnung würde beim Lernen ungemein helfen. Ebenso schade ist es, dass es kein ordentliches Übungsbuch passend zum Buch gibt, wie zum Beispiel bei Kanji in Context. Das zugehörige Übungsbuch setzt auf stures Nachschreiben und ist imo auch durch ein einfaches Blatt Papier zu ersetzen.
Fazit: Standartwerk, an dem kein Weg (und auch kein Ausflug in andere Sprachräume) vorbeiführt. (Ich lasse mich natürlich gern eines Besseren belehren.)
Hier die Angaben bibliographischer Natur:
Langenscheidts Handbuch und Lexikon der japanischen Schrift, Kanji und Kana, Bd.1, Handbuch. Hadamitzky, Wolfang.
Langenscheidt, 1995.
ISBN: 3468493886