„Mädchen sind dafür geboren, eines Tages ihren Traumprinz zu finden und ihn (weiß-verpackterweise und in einer hübschen kleinen Kirche) zu ehelichen.“ So beginnt die neueste Umsetzung von Itazura na Kiss – und hat damit bei mir zumindest rekordverdächtigerweise bereits in der ersten Minute verkackt.
Itazura na Kiss basiert auf dem unvollendeten Manga von Tada Kaoru – unvollendet, da die Dame unvermittelterweise verstorben ist. Aber wie man ja an Takahashi Rumikos Werken sehen kann, ist so etwas altmodisches wie ein Ende für die Popularität eines Franchises nicht unbedingt wichtig. Nach einem 9-teiligen japanischen Drama und einem 30-teiligen taiwanesischen, welches gerade in die zweite Staffel gegangen war, kommt deshalb nun diese Staffel (s. TV Programm Japan Frühling 2008) das erste Anime. Die üblichen Verdächtigen sind alle mit dabei, aber seht selbst:
Seit sie (Aihara Kotoko)
ihn (Irie Naoki) bei der Einschulung das erste Mal sah,
ist das arme Mädel unsterblich verliebt.
Deshalb beschließt sie, ihm einen Liebesbrief zu schreiben.
Leider ist Kotoko nicht grad die schlauste, während Irie der Schulbeste ist – und dumme Weiber… naja „doof“ findet.
Heul doch! So muss die arme Kotoko wohl ihr Leben an ihre sexy Freundinnen (diese Augenbrauen, diese Lippen! *rrrrrrr* bin ich angetörnt) und
ihrem heißen Verehrer Ikezawa Kinnosuke verschwenden. Immerhin muss sie sich bei denen nicht geistig unterlegen fühlen. Soweit, so Standard.
Da Ikezawa ein richtiger Mann ist, fühlt er Kotokos Schmerz wie seinen eigenen und lässt ihn an der Wand des Hauses aus. Und da Ikezawa, wie gesagt, ein richtiger Mann ist, das Haus dafür aber leider kein richtiges Haus…
ist Kotoko danach nicht nur Single, sondern auch obdachtlos. Da kommt Schadenfreude auf.
Zum Glück hat Kotokos Papa noch einen alten Schulfreund, der ihn bei sich wohnen lässt. Wie der Name neben der Klingel aber schon sagt, hat die Sache einen Haken: Irie Naoki ist der wehrte Sohnemann der Familie und so darf Kotoko fortan mit ihrem Herzallerliebsten zusammenwohnen und (vergeblich) auf sexuelle Belästigung in der Familie warten. Zeit für den Auftritt von
Iries Mutter, die schon immer ein Mädchen haben wollte und
Kotoko ihr eigenes hübsches Mädchen Zimmer einrichtet. Und während Kotoko pink sieht,
bewegt sich die Optik Naokis und seines kleinen Bruders – ein Ekel-Klopskind, wie’s im Buche (bzw. im Manga) steht – eher im rot-schwarzen Bereich. Der liebe kleine Yuuki macht gleich erst mal einen Kanji-Test.
Da Kotokos Kanji-Kenntnis ungefähr genauso katastrophal ist, wie meine, hat sie natürlich keine Chance.
So hat Kotoko neben Naoki gleich noch einen Anti-Fan.
Eine Dose Mitleid für das arme kleine Bimbo-Girl. Der Koffer macht mir übrigens Angst. Vielleicht ist Kotoko ja ein Gunslinger Girl und hat darin ihre Waffensammlung versteckt? Wer weiß.
Itazura na Kiss ist auf 26 Episoden ausgelegt. Ich würde mich ja freuen, doch leider ist die Animation bestenfalls mittelmäßig. Das ist von einer Durchschnitts-Shôjo-Schmalzorgie zwar eigentlich nicht anders zu erwarten (wann haben derlei Stories schon mal eine gute/ teure Animation gehabt?), aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber Itazura na Kiss ist nicht etwa wegen der weltbewegenden Story, oder der kreativen Optik so beliebt, sondern dank seines Humors. Die Schlagabtausche zwischen Kotoko und Irie sind immer wieder zum schmunzeln bis brüllen komisch. Bis jetzt habe ich davon noch nichts gemerkt in dieser Umsetzung – aber was nicht ist, kann noch werden.