Cat Street bekommt gerade eine dramatische Umsetzung (noch in der Sommerstaffel). Aus diesem Grund habe ich das Manga dann doch einmal aus der Mottenkiste geholt und gelesen. Es gibt Manga, die blättert man durch oder schaut alle drei Kapitel mal rein – Cat Street ist die Sorte, die man wirklich lesen möchte. Aber schaut selbst.
Autorin ist Kamio Youko, die nach dem Ende ihres Hits Hana yori Dango 2004 gleich noch einmal drei Jahre und acht Bände lang im Bessastsu Margaret Magazin Shôjo Mangas zeichnete. Zur Story: Aoyama Keito ist ein Hikkikomori. Kein Lolicon-, Game- oder Anime-Hikkikomori, sondern schlicht ein Mädchen, das mit der Welt überhaupt nicht mehr klar kommt. Einst war sie eine gefeierte Kinderschauspielerin, doch seit dem Verrat ihrer besten Freundin, ist ihr die Welt da draußen zu grausam. So wandelt sie völlig in sich zurückgezogen durch’s Leben, geht zwar raus, doch nimmt mit der Außenwelt keinen Kontakt auf. So vergehen die Jahre. Eines Tages, Keito ist mittlerweile 16, liest sie Kojima-Sensei, seines Zeichens Rektor der El Liston „Free“ School. Besagte Free School hat keinen Stundenplan und keinen Zwang – jeder lernt was er möchte. Damit ist El Liston eine Art Arche Noah für Freaks und Hikkikomori. Vom Fußballer Rei, über die Goth-Loli Momiji bis hin zum genialen Kôichi tummeln sich hier all die, die nicht ins System passen. Kann diese Chaostruppe Keito helfen, wieder im Leben zu stehen und ihr Glück zu finden? (Ja, natürlich. Aber der Weg ist schließlich das Ziel. :P)
Es ist, als ob es gestern war, dass ich in einem vollgestopften Winzraum saß und mir Hana yori Dango (in der anglizierten Welt auch desweilen als Boy Over Flowers beschimpft) in schlechter VHS Qualität auf einem Bettlaken ansah. Na gut, vielleicht war es auch eine Leinwand. Wie dem auch sei, zog mich der spritzig-freche Humor – in Shôjo Manga und Anime findet man diesen nur allzu selten – sofort in seinen Bann. Ehrensache also, dass ich das Nachfolgemodell „Cat Street“ ebenfalls mal in die Tasche gesteckt habe. Da gammelte es gemütlich vor sich hin, denn während Hana yori Dango durchaus spannend ist, ist es am Ende doch „nur“ ein überlanges Romantikgedöns – Abenteuerstories wie Basara oder Sora wa Akai Kawa no Hotori schienen da lesenswerter. Dem ist nicht so. Während HanaDan zwar brüllend-komisch und schlicht süß ist, ist es ein recht infantiler Girlyspaß. Mit Cat Street schafft die Autorin jedoch den Sprung ins Erwachsenendasein. Die Erzählweise wirkt durchdachter, präziser und auch die Zeichnungen sind ausgereifter. Kamio-typische Grundthemen – Probleme während der Oberschule, Irren und Wirren von Teeny-Liebschaften, gesellschaftliche Außenseiter – bleiben erhalten und werden doch ernsthafter an den Leser gebracht. Mit der Hikkikomori-Tematik wird sich geistreich auseinander gesetzt, statt sich schlicht drüber lustig zu machen, und das Schulsystem wird subtiler kritisiert, als man es aus „lauteren“ Serien à la Dragon Zakura kennt.
Fazit: Man muss Shôjo Manga schon wirklich hassen, um diesen Manga nicht wenigstens interessant zu finden.