Über den kleinen Prinzen hat Sigsawa bereits geschrieben – diesmal ist der Pilot dran. Nachdem ich mich gestern (hier) ein wenig zum neuen Anime Allison & Lillia vom Frühling 2008 ausgelassen habe, möchte ich nun etwas über die Light Novel (Roman) Vorlage loswerden.
Allison ist eine 2002 angelaufene vierbändige Romanserie von Sigsawa (so schreibt der Gute sich selbst in seinen Romanen, die eigentliche Lesung in Romaji is Shigusawa), welche ob des Erfolges mit dem sechsbändigen Lillia & Treize und dem zweibändigen Meg & Seron bereits zwei Spin-offs das Leben schenkte.
Sigsawa Keiichi ist vor allem für seinen Welterfolg Kino no Tabi (erhältlich bei Tokyopop) bekannt, welches oft mit dem Kleinen Prinzen verglichen wird. Das Motiv der Reise, der verschiedenen Länder und vor allem die Philosophie will Sigsawa jedoch von Galaxy Express 999 geklaubt haben. Wie dem auch sei, liest sich Allison als habe der Autor diesmal dem Piloten Saint-Exupérys eine Romanreihe gewidmet. Thema ist natürlich die Dummheit der Menschen und die Sinnlosigkeit des Krieges – damit passt es wunderbar zu Werken wie Hagane no Renkinjutsu-shi (Full Metal Alchemist) oder Arc the Lad – Seirei no Tasogare (Twilight Spirits) aus der selben Zeit. Leider sind die nachdenklich stimmenden Passagen etwas dünner gesäht als bei Kino no Tabi, wohl ob des Formats (schließlich kann man bei Kurzgeschichten à la Kino eine größere Anzahl verschiedener Ideen unterbringen und auch viel schöner die Erzählperspektive ändern und die zeitliche Abfolge durcheinanderschmeißen).
Ebenso darf man von Kouhaku Kuroboshi hier nicht die selbe Qualität erwarten, wie bei Kino no Tabi. Zwar kann der Mann nach wie vor zeichnen und malen, doch ist der Stil gewöhnlicher, ja geradezu unspektakulär Light-Novel-typisch. Hinfort sind die klaren Farben, der harte schwarz-weiß Kontrast, die Illustrationen, die wie eine moderne Reinkarnation alter Ukiyo-e Prinzipien erschienen.
Besonders traurig ist dann auch die Anime-Umsetzung Allison & Lillia. Ignorieren wir mal die glänzende (Stichwort „Brechreiz“) Animation und konzentrieren wir uns auf die Story bzw. die Message. Zwar ist es normal, dass in einer Verfilmung weniger Hintergrundinfos geliefert werden – so werden Anime-Schauer im Unklaren über die Geschichte und Entstehungsgeschichte der beiden Reiche gelassen und Details, wie zum Beispiel der Umstand, dass in Rokushe eigentlich kaum blonde Menschen vorkommen, werden wohl ignoriert – doch gibt es auch einige Kürzungen, die das Schauen weniger spaßig machen. So wird uns Bleistiftweise die amüsante Erklärung des Lehrers erspart, der seinen Schülern im Light Novel erklärt, warum denn die Bewohner Rokushe die Vorfahren der Menschen (und generell in allem überlegen) seien. Hatten die Macher Angst, dass NHK-Schauer keine Ironie verstehen? Schade. Kino no Tabi wurde zwar für’s Fernsehpublikum auch auf verständlich getrimmt, doch gewann die Serie dadurch imho sogar noch an Eindringlichkeit. Ich fühle mich ein wenig an meine jüngsten Erfahrungen mit Ôkami to Kôshinryô (Spicy Wolf) aus der Winterstaffel erinnert. Trotzdem sollte jeder, der nicht des Japanischen mächtig ist bzw. nicht auf eine Übersetzung der Light Novel warten möchte, dem Anime eine Chance geben. Sigsawa ist einfach zu interessant, als dass man eines seiner Werke komplett ignorieren könnte. Nuff said.
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