Spreeathlet hat neulich bei mir Nachgefragt: Beim Lesen von Adolf ni Tsugu (zu Deutsch schlicht und ergreifen Adolf) habe er mehrere Fehler entdeckt.
Hier Spreeathlets Anfrage:
1) Als Berliner und Student der Humboldt-Universität freue ich mich natürlich wenn meine Heimatstadt und –uni den historischen Hintergrund für dieses Meisterwerk darbietet aber soweit ich informiert bin ist Herrn Tezuka oder dem Übersetzerkollektiv auf Seite 16 und 167 ein kleiner Fehler unterlaufen, da 1936 die Humbolt-Universität noch nicht existierte. Vielmehr hieß die Uni damals Friedrich Wilhelms Universität.
2) Auch auf Seite 116 belehrt mich meine Olympiazeitung aus dem Jahre 1936 eines besseren wenn der Vater von Adolf behauptet nur 2 Nationen hätten mehr Goldmedaillen als Deutschland erhalten.
3) Eine letzte Frage kam bei mir gleich zu Beginn des Buches auf. Der Panoramablick ins Stadion auf Seite 10/11 warf bei mir die Frage auf, ob vielleicht durch die Umspiegelung des japanischen Mangas auf westliches Leseverständnis dieses Bild verkehrt herum gespiegelt wurde, da die Läufer in die falsche Richtung rennen.
Die erste und die letzte Frage ließen sich natürlich leicht als Übertragungsfehler abtun: Ja, das Manga wurde gespiegelt und deswegen sprinten die Läufer falsch herum. Die Humboldt-Universität wird im Original als „BERURIN daigaku“, also als „Universität (von) Berlin“ bezeichnet. Dies war zumindest in Japan die gängige Bezeichnung und da es in Berlin damals auch nur eine statt vier Universitäten gab, wird man das in Deutschland wohl ebenfalls gesagt haben.
Jetzt kommt die eigentliche Frage, die ich gern ans Podium stellen möchte: Hat Tezuka wirklich geschlampt? Der Medaillienspiegel (hier zum Vergleich die Aufstellung bei Wiki) sieht Deutschland (falls ihr jetzt nach der deutschen Flagge sucht: Das ist das rote Teil mit dem Hakenkreuz in der Mitte) an Platz 1 und Japan an Platz 8 (Japan hatte Tezuka an Stelle 6 plaziert). Wie kann das sein?
Hier einmal ein Scan vom Original:
Da Tezuka generell zu wissen scheint, wovon er schreibt (die Idee, dass Adolpf Hitlär das Kind eines Verhältnisses seiner Mutter mit derem jüdischen Arzt sei, bzw. aus irgenwelchen anderen Gründen ein Jude sei, stammt nicht von Tezuka und war besonders damals relativ populär). Noch auf derselben Seite zeigt er sich zum Beispiel von der ironischen Seite, als erwähnt wird, dass Japan seinen Rang im Medaillienspiegel dadurch gewann, dass es den ersten und dritten Platz im Marathon ergatterte (bei den Läufern handelte es sich um verzwangs-japanerte Koreaner, die zuvor „heim ins Reich“ geholt worden waren). Das heißt doch für mich eigentlich, dass Tezuka sich mit dem Thema beschäftigt hat. Ganz abgesehen davon, dass ich nicht glauben will, dass mein Tezuka-o-miKami einen Fehler machen würde. Zumal noch so einen selten dummen. Deshalb die Frage:
Kann ich (und der Übersetzer) kein Japanisch? Versteht ihr das irgendwie anders?
Wurde der Medaillienspiegel damals vielleicht anders wiedergegeben? Gibt es Widersprüche oder historische Gründe dafür?
Gäbe es vielleicht eine story-technische Begründung dafür, dass der Vater evtl. beabsichtigterweise Mist von sich gibt?
Ich hoffe, irgendein Tezuka- oder Geschichts-Fan kann mir helfen.
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