Am Sonntag, den 24. August zeigt Das Vierte um 20:15 Uhr Schnee der auf Zedern fällt. Wer diesen Film nicht kennt, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen.Es ist ja nicht so, als ob einem die gegenwärtige J-TV Staffel groß Zeit rauben würde.
Schnee der auf Zedern fällt, bzw. Snow Falling on Cedars, ist die filmische Umsetzung von David Gutersons Roman mit dem gleichen Titel. 1954 kehrt in einer Kleinstadt an der nördlichen Westküste der USA ein Fischer mit dem klingenden Namen Carl Heine nicht von der Arbeit zurück. Was eigentlich unter Berufsrisiko abzuhaken ist, entwickelt sich bald zu einer Ermittlung in Sachen Mord. Hauptverdächtiger ist sein Kollege Kabuo Miyamoto. Das liegt weniger daran, dass der am Abend zuvor mit dem Toten gesehen wurde, denn daran, dass er japanischer Abstammung ist. Denn eines wissen die Amerikaner in den 50gern ganz genau: Japaner sind hinterhältige Meuchelmörder. Allesamt – auch wenn sie von der US Army ne Ehrenmedaille an die Brust gesteckt bekommen haben. Hier erstmal ein (englischsprachiger) Trailer:
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Ebenso wie im Buch ist die eigentliche Handlung eingebettet in die Geschichte um den Reporter Ishmael Chambers und Hatsue Imada, die Ehefrau des Angeklagten. Der wirkliche Inhalt hingegen ist noch ein ganz anderer: Die Behandlung der Japaner im zweiten Weltkrieg in den USA. Aus Angst (bzw. Paranoia) vor japanischen Spionen, wurden sämtliche Japaner und japanischstämmige Menschen in Internierungslager gesteckt, bei denen es sich vornehmlich um stacheldrahtumzäunte Baracken in der Wüste handelte. Die Männer durften während des Krieges in der Armee dienen – Miyamotos Erfahrungen im Kampf um Italien sind dabei keine Fantasiegebilde des Autors, sondern relativ nüchterne Wiedergabe der Realität. Als die japanischen Amerikaner mit Ehrenmedaillien und Lagertrauma im Gepäck nach hause kamen, trafen sie bestenfalls auf die Gleichgültigkeit ihrer Mitbürger. Enteignetes Land und Gut wurden oft nicht zurückerstattet, alte Verträge nicht eingehalten und die persönliche Zukunft sah oft düster aus. Spannenderweise wurden deutschstämmige Mitbürger nicht solchen Traktierungen ausgesetzt. Natürlich ist dies, wohl vor allem dank der deutschen und russisch-kommunistischen Parallelen, für die Amerikaner nicht das angenehmste Thema, so dass der Roman entsprechend für Furore sorgte. Quasi Yasukuni Diskussion mal andersrum. Der Film verschweigt dies nicht, konzentriert sich jedoch auf die unglückliche Liebesgeschichte zwischen Chambers und Hatse. Da Guterson auf seinen 500 Seiten Roman wirklich viel Stoff liefert, musste auch eine Auswahl getroffen werden – und die ist größtenteils gut gelungen. Während der Roman stellenweise den Charme von dreimalgekautem Kaugummi hat, sind Tempo und vor allem Optik des Films sind schlichtweg gelungen. Ob Film oder Roman, beide zeigen die Ausweglosigkeit des Rassismus und die Sinnlosigkeit des Krieges. Zurück bleibt bei beiden ein Gefühl tiefster Ungerechtigkeit.
Wer keine Lust auf bzw. Zeit für’s Fernsehen hat (oder sinnvollerweise dem O-Ton Lauschen möchte), sollte sich in die Videothek begeben. Es lohnt sich.
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